18:00 Einführungsgespräch in der Klosterbibliothek
Im Frühjahr 1945 steht Frank Martin im Kunstmuseum seiner Heimatstadt Genf, tief beeindruckt vor Rembrandts van Rijns Radierung Die drei Kreuze aus dem Jahr 1653. Aufgewühlt von der effektvollen Kreuzigungsszenerie zwischen Chaos und Erlösung am Felsen Golgotha beginnt er das Werk mit seinen intensiven Licht- und Schattenwirkungen musikalisch zu deuten und schafft so unmittelbar nach den Katastrophen des 2. Weltkriegs zwischen 1946 und 1948 die erste große Passion des 20. Jahrhunderts. Eine Komposition, die sich an Bachs Passionen orientiert und dennoch radikal neu und ganz eigenständig ist.
Martin wählt selbst die Texte aus, wobei er Textstellen aus den Psalmen und den vier Evangelien mit denen des Kirchenvaters Augustinus kombiniert. Mit kompositorischen Mitteln unterscheidet er zwischen den betrachtenden Meditationen und dem Passionsbericht: Gehaltene Töne und sphärische Klänge in erweiterter Tonalität heben das zeitliche Erleben auf. Dagegen verdeutlichen rhythmische Akzente und scharfe Dissonanzen das dramatische Passionsgeschehen.
Zum Festivalfinale 2024 widmen sich rund 100 Mitwirkende diesem hoch emotionalem Werk in der französischen Originalfassung, das 50 Jahre nach Frank Martins Tod seine beeindruckende Wirkung vollends im romanischen Gewölbe der Klosterbasilka Knechtsteden entfalten wird.
Konzert ohne Pause. Ende gegen 20:45 Uhr.