Wenn mich unschuldig zu verjagen, für die Sterblichen günstig wäre, würde ich nur beklagen, dass mir Unrecht und Härte zuteil wird. Nun aber verstopfen sie mit meiner Vertreibung sich selbst die Quelle alles menschlichen Glücks und verschaffen sich eine Flut von Unheil. Da muss ich über das Unglück jener mehr Tränen vergießen als über meinen Schaden. So lässt der Humanist Erasmus von Rotterdam die Friedensgöttin Pax in seiner Klage des Friedens aus dem Jahr 1517 über ihr Schicksal sprechen. Sie beklagt, dass sie nirgends einen ruhigen Platz findet, an dem sie ihre fruchtbare Wirkung für die Menschheit entfalten kann.
Erasmus liest den Geistlichen und Herrschern seiner Zeit die Leviten, indem er ihnen ständig den Widerspruch vor Augen hält, sich zum christlichen Glauben zu bekennen und ihm gleichzeitig entgegenzuhandeln. Die vielen Gründe, die von Herrschern als Ursachen für Kriege genannt werden, geißelt er als kleinlich und nichtig. Der kriegerischen Gegenwart stellt er die Utopie einer sich friedlich entwickelnden, vernünftig handelnden Gesellschaft entgegen. Frieden ist machbar, lautet die Botschaft von Erasmus, ein Appell, der auch 500 Jahre später nichts an Aktualität verloren hat.
Die pazifistische Textvorlage wird zur Reibungsfläche für Instrumentalkompositionen des Barock. Das Programm eröffnet eine Suite mit Auszügen aus Händels kriegerischen Opern Alcina und Rinaldo, denen die abenteuerlichen Episoden aus dem Kreuzfahrer-Epos Gerusalemme liberata (Das befreite Jerusalem) zu Grunde liegen. Auch Geminianis mystisches The enchanted Forest, fußt auf diesem im 18. Jahrhundert hochpopulären Texten des Italieners Torquato Tasso. Vom Habsburger Hof erklingt u.a. Musik Johann Heinrich Schmelzers, dessen Werke unter dem Eindruck des 30jährigen Krieges auf den allgegenwärtigen Tod als Teil der damaligen Lebenswelt verweisen. Eine nahezu utopische Musik setzt schließlich ein Zeichen für die Hoffnung auf Versöhnung: Rameaus himmlisch entrückte Entrée de Polymnie aus seiner letzten Oper Les Boréades.
Konzert mit Pause. Ende gegen 21:45 Uhr.